Am 6. Januar 1999 kam ich - vermeintlich gesund - auf die Welt. Ich war ein besonders munteres Baby und habe sehr früh alles gut gekonnt - lächeln, drehen, greifen, krabbeln, laufen, rennen, klettern - dass alle immer nur so gestaunt haben.
Ich war ein wenig anstrengend als Baby, immer auf Achse und lauter Unfug im Kopf. Meine Mama hab´ ich den ganzen Tag auf Trab gehalten. Sie war stets beschäftigt, mir nachzulaufen, mich einzufangen, mich irgendwo runterzuheben oder mir etwas wegzunehmen.
Ein wenig humorlos finde ich sie ja schon, meine Mama. Oder warum sagt sie sonst, der eingeschaltete Herd sei kein Klettergerüst für mich, das heiße Bügeleisen kein Spielzeug? Warum traut sie mir nicht zu, dass ich am Küchenwagen hochklettern und von dort aus locker ins Wandregal steigen kann, wo das Glas mit den leckeren Kaubonbons steht? Und jedesmal nimmt sie mir die interessant schmeckenden Flüssigkeiten fort, die so scharf riechen. Mama schüttet die lieber in ihren Putzeimer. Den holt sie übrigens meistens herbei, wenn ich mich selbst beim Orangensaft bedient habe. Ach ja, während Mama dann putzt, nutze ich die Gelegenheit zu einem lustigen Bad - nämlich in besagtem Putzeimer. Dabei kann ich auch schnell noch von dem leckeren Schaum probieren, mhm.... Aber Mama gönnt mir wieder mal nichts, zu dumm.
Viele aufregende Dinge habe ich bereits unternommen in meinem Leben. Eine Nachtwanderung zum Beispiel, ganz alleine im Winter und - zur Abhärtung - ohne Jacke, Mütze und Schneestiefel. Leider bin ich nicht weit gekommen, 100 Meter ungefähr. Mama hat mich natürlich sofort zurückgeholt, das ist wieder einmal typisch für sie.
Auch glaubt sie nicht, dass ich ohne Schwimmflügel im tiefen Wasser zurechtkomme. Als ich das einmal im Freibad unter Beweis stellen wollte, sprang sie mir sofort hinterher. Leider waren wir noch nicht umgekleidet und nicht mal ihren Rucksack hatte sie vorher ausgezogen, wenn nun ihr Handy spinnt - ich kann nichts dafür!
Eines Tages habe ich mich jedoch tatsächlich mal etwas übernommen. Ich probierte eine neue Klettertour aus, die ging über das Waschbecken nach oben und dort auf die unteren Regale vom Badschrank. Da mußte ich dann feststellen, das ich weder vor noch zurück konnte, ich habe laut nach Mama gerufen. Sie kam auch sofort angestürzt und hat mich runtergehoben, in solchen Momenten ist sie mir wirklich sympathisch.