Zahngeschichten


Mit den Zähnen ist das so eine Sache bei uns Engeln. Einige Zahnärzte habe ich schon verschreckt. Weil ich den Mund nicht aufmache, mir nicht gut zureden lasse, die Spiegel kaputt beiße, mich wehre und kreische, meinen Kopf herum werfe und mit den Armen und Beinen strampele. So viele Zahnarzthelferinnen gibt es gar nicht die mich da fest halten könnten.
Echt nicht? Vielleicht gibt´s die doch?

Und es gibt sie. Ein ganzes Team an kampferprobten, unerschrockenen Zahnarzthelferinnen und dazu eine Zahnärztin, die auf Kampfengel eingestellt ist.

Muss man nur ein Stückchen weiter fahren als um die nächste Ecke.

Bei Frau Dr. Bücher in der Uni-Zahnklinik in München fühlen wir uns bestens aufgehoben. 2 bis 3 mal im Jahr checkt und poliert sie meine Zähne. Und schickt mich zwei Stock höher wenn meine Zähne aus der Reihe tanzen. Wie im Jahr 2012 als meine kieferorthopädische Behandlung statt fand.

Weil ich meine Lieblingszahnärztin so fleißig besuche, haben Karius und Baktus (ein Kinderschreck aus einem Puppenfilm) bei mir keine Chance. Kein Loch, keine Füllung seit 19 Jahren. Gewusst wie!

Wir putzen gründlich Zähne und die beste Technik ist grad gut genug. Derzeit eine Schallzahnbürste mit Schwerkraftsensor. Und nur Luxus-Zahnpasten. Im Liegen und mit ein paar Tricks erreicht die Bürste jede Ecke in meinem Mund.

So ein bisschen schwierig ist es mit dem Knirschen. Das merkt man dann doch auf die Jahre.

In unserem Rettforum gibt´s so einige Zahngeschichten von mir und den anderen Engeln.

Und dann erzähle ich euch jetzt noch ein Märchen von einem verschwundenen Zahn. Und einer Zahnspange und von einem Mädchen, das vielleicht ein bisschen Ähnlichkeit mit mir hat.


Zahnspange und das Märchen vom verschwundenen Zahn

Es war einmal ein kleiner Zahn, der schlief lange Jahre als winzige Knospe im Mund eines Mädchens. Als die Zahnfee ihn schließlich weckte damit er wachsen und groß werden solle, um draußen den Platz des alten Milchzahnes zu übernehmen, bekam er große Angst.

Nein, nein jammerte der Zahn. Ich will nicht. Und er versteckte sich im Mund.

Warum willst du nicht fragte die Zahnfee.

Das Mädchen ist böse. Sie schlägt immer von außen ganz fest auf ihren Mund. Bestimmt will sie uns Zähnen damit weh tun. Nein, ich geh nicht raus. Und er lief fort und versteckte sich.

Nein, nein.... tröstete die Zahnfee, böse ist das Mädchen nicht. Sie schlägt nur sich selbst damit sie sich besser spüren kann. Keine Angst, euch tut sie nichts. Doch der Angsthase hielt sich die Ohren zu.

Das Verschwinden des kleinen Zahns wurde bald darauf von der Zahnärztin bemerkt.
Denn beim Durchzählen fehlte einer.

Ja wo kann denn unser kleiner Zahn nur sein? fragte die Zahnärztin. Dann kramte sie in ihrer Trickkiste
und zog eine Wunderlampe heraus. Mit der kann man tief in den Körper schauen.
Und so entdeckte sie den kleinen Zahn in seinem Versteck.

Willst du nicht rauskommen? lockte sie. Du bekommst einen wunderschönen Eckplatz im Mund, da kannst du alles gut überblicken.

Der kleine Zahn schüttelte den Kopf. Niemals sagte er.

Nun ja, lächelte die Zahnärztin und zwinkerte der Zahnfee kurz zu, du brauchst wohl noch ein bisschen Zeit. Warten wir ab ob du eines Tages den Mut findest deinen Platz einzunehmen.

Nun hatte sich der kleine Zahn ein ganzes Jahr lang versteckt. Und horchte immer ängstlich nach draußen, was so passierte bei dem kleinen Mädchen. Und als sein alter Milchzahn immer lockerer wurde kam eines Tages eine Zange in den Mund gefahren und nahm den alten Milchzahn mit. Der konnte sowieso nichts mehr spüren weil seine Wurzel schon zu locker war. So wurde ganz viel Platz frei.
Das war der erste Trick den die Zahnärztin aus ihrer Kiste gezogen hatte.

„Komm kleiner Zahn, jetzt bist du dran.“ ermunterte ihn die Zahnfee. „Schau die Zahnärztin hat Platz für dich gemacht. Jetzt kannst du wirklich rausgehen und dem Mädchen beim Beißen helfen.“
Ich trau mich nicht jammerte der Zahn. Soll doch mein Bruder erst mal vorgehen.

Sein Zwillingsbruder bewohnte die rechte obere Ecke im Mund. Der durfte eigentlich noch schlafen aber als die Zahnfee merkte, dass mit dem Angsthasen nichts zu machen war, weckte sie wirklich seinen Bruder auf.

Dieser Bruder das war ein ganz anderer Kerl, der hatte vor gar nichts Angst, ein richtiger Draufgänger war das. Ohne lange zu überlegen hüpfte er in einem großen Satz nach draußen und stellte sich sogar in die erste Reihe, vor alle anderen Zähne. Die ehrenwerten älteren Zähne schüttelten nur den Kopf über diese freche Jugend von heute.

Und als der ängstliche Zahn dann mit erlebte, wie gut es seinem Bruder gefiel draußen im Licht und im Zahnpastaschaum, da kam auch er ganz vorsichtig aus seinem Versteck und schob den Kopf nach draußen, um erst einmal zu schauen. Aber ängstlich wie er nun mal war, blieb er ein Stück hinter den anderen Zähnen zurück, weiter drinnen im Mund wo er sich sicher fühlte.

Du lieber Gott seufzte die Zahnärztin, was machen wir nur mit ihm? Jetzt schaute der Zahn zwar hinaus aber er war nicht zu bewegen, noch einen Schritt vorzugehen und sich ordentlich in die Reihe zu stellen.

Die Zahnärztin schaute wieder in ihre Trickkiste. Und da fand sie einen Trick, den Trick Nummer 17, der immer am besten von allen funktioniert. Das wollte sie doch jetzt mal ausprobieren ob man nicht den ängstlichen Zahn nach vorne und den frechen Bruder ein wenig nach hinten bringen könne. Dieser Trick das ist so eine Schubs-Schiene, die schubst die Zähne ganz sanft und ganz langsam dahin wo sie sollen. Und die Zahnfee hilft beim Schieben mit. Die Schiene muss jetzt noch geputzt und für das Mädchen hergerichtet werden, und dann lässt die Zahnfee das Mädchen einschlafen und die Schiene wird von der Zahnärztin in seinem Mund festgemacht und bleibt für ein paar Monate. Die Zähne werden dann ganz sanft geschoben und ein wenig geschubst. Der freche Bruder-Zahn wird laut lachen und der ängstliche Zahn wird vielleicht doch ein wenig kichern, weil schubsen ja eigentlich lustig ist. Wenn es liebevoll gemeint ist und nicht weh tut.

Und dann wird unserem Zahn die Angst vergehen und die Spaghetti mit frischer Tomatensauce werden ihm schmecken, die das Mädchen so gerne isst, denn die Zähne essen ja alles mit. Und das Gemüse und den Salat wird er essen weil das gesund ist. Und beim Brot muss er sich fest anstrengen, besonders bei der Rinde. Und die Zahnbürste wird ihn kitzeln und einschäumen und das macht richtig viel Spaß. Das wollen alle Zähne jeden Tag mindestens zweimal so haben.

Und das Mädchen wird schöne gerade Zähne bekommen und alle werden sagen, Du hast aber gut geputzt! Und weil das Mädchen nicht reden kann werden seine Augen strahlen, weil es genau versteht, was die Leute zu ihm sagen.


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